Die Anfänge

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Lange bevor es das Dorf Amstetten gab, verlief durch die heutige Markung eine bedeutende Römerstraße, die nach Süden in die Provinzhauptstadt Augsburg und nach Norden an den Rhein führte. Nach der Besiedlung der Alblandschaft durch die Alamannen wurde Amstetten im Zuge des frühmittelalterlichen Siedlungsausbaus im 7./8. Jahrhundert gegründet. In der urkundlichen Überlieferung taucht Amstetten erst 1275 mit einer eigenen Pfarrkirche in einem Zehntbuch des Bistums Konstanz auf.

Von adeligen und gestrengen Herren

Als älteste Grundherrschaft lassen sich die Herren von Stubersheim fassen, die seit Ende des 11. Jahrhunderts in Urkunden erscheinen. Ihre Nachkommen und Erben, die Grafen von Helfenstein, beherrschten von ihrer Stammburg, auf den Felsen hoch über der Stadt Geislingen gelegen, ein weites Gebiet, das von Heidenheim bis nach Blaubeuren reichte. Während ihrer Blütezeit besetzte dieses Hochadelsgeschlecht wichtige Ämter im Dienst von Kaiser und Reich. 1396 waren die Helfensteiner aus mehrfachen Gründen, auch wegen hoher Schulden, gezwungen, den Großteil ihrer Grafschaft an die benachbarte Reichsstadt Ulm zu verkaufen.

Amstetten wurde Sitz eines ulmischen Amtmannes und gehörte bis 1803 zum Ulmer Land. Nach der napoleonischen „Flurbereinigung“ des deutschen Südwestens kam die Gemeinde 1810 zum Königreich Württemberg. Amstetten zählte zum Oberamt Geislingen und seit der Verwaltungsreform von 1938 zum Landkreis Ulm (heute Alb-Donau-Kreis).

Der Bahnhof brachte eine neue Zeit

Verkehrsgeographisch lag das Dorf Amstetten etwas abseits der alten Reichsstraße, die seit dem Mittelalter den Fernhandel von Venedig in die Niederlande vermittelte. Umso einschneidender war für die neuere Entwicklung der Bau der Eisenbahn (1850). Vor allem der Albaufstieg über die Geislinger Steige, eine technische Meisterleistung ihrer Zeit, hatte nachhaltige Folgen für den Ort. Amstetten erhielt einen Bahnhof, der zur Keimzelle eines neuen Ortsteils wurde; denn im Gefolge der Eisenbahn siedelten sich namhafte Industriebetriebe und zahlreiche Arbeitskräfte an.

Bis heute hat der Ortsteil Bahnhof das alte Dorf von der Einwohnerzahl her weit überflügelt. Ausgedehnte Neubaugebiete mit einer vielfältigen Infrastruktur sind neben einem reichhaltigen kulturellen Angebot und einem regen Vereinsleben vielen Menschen zur liebenswerten Heimat geworden. Im Ortsteil Bahnhof befindet sich das Rathaus (1990), die Aurainschule (1978) mit der Aurainhalle (1982) sowie die evangelische Friedenskirche (1966) und die katholische Erlöserkirche (1966).

Die Gemeindereform der Jahre 1972 bis 1975 führte zum Zusammenschluss der Gemeinden Amstetten, Bräunisheim, Hofstett-Emerbuch, Reutti, Schalkstetten und Stubersheim.

Das Dorf als ruhender Pol

Hatte die Oberamtsbeschreibung von 1842 noch berichtet, dass Amstetten weder Vermögen noch Schulden habe und die rund 300 wohlhabenden Einwohner in meist strohgedeckten Häusern leben, so begegnet dem Besucher heute ein schmuckes Ortsbild, das den Anschluss an die Anforderungen unserer Zeit längst gefunden hat. Dennoch konnte das alte Dorf seinen bäuerlichen Charakter weitgehend bewahren und auch die dörflichen Strukturen erhielten sich bis heute bemerkenswert stabil.

Weithin sichtbar ist die evangelische Laurentiuskirche als Wahrzeichen des Dorfes. Als ehemalige Wehrkirche gehen die ältesten Bauteile des Turmes auf das Jahr 1000 zurück. Der ursprünglich romanische Bau, 1499 durch den Ulmer Münsterbaumeister Bernhard Winkler im gotischen Stil umgebaut, birgt wertvolle Wandmalereien aus dem 14. und 17. Jahrhundert.

Das Amstetter Wappen

Das Amstetter Wappen zeigt auf weißem Grund eine schwarze Schäferschippe, die mit einem fünfspeichigen weißen Rad belegt ist.
Die Schäferschippe symbolisiert die früher in dieser Gegend weit verbreitete Schafzucht, während das Rad als Zeichen für Verkehr und der Industrie und somit für den an der Bahnline später entstandenen Ortsteil steht.
Die Farben schwarz und weiß sind die der Stadt Ulm zu deren Territorium früher Amstetten gehörte.

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Der Bau der Geislinger Steige - eine technische Meisterleistung

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Bereits seit dem Mittelalter verlief eine alte Heer- und Handesstraße vom Filstal nach Ulm, freilich ohne nennenswerte Auswirkungen auf Amstetten zu haben. Dies änderte sich jedoch 1850 durch die Inbetriebnahme der Geislinger Steige: Nach den Plänen von Oberbaurat Etzel und dem aus Geislingen stammenden Ingenieur Michael Knoll entstand zwischen Geislingen und Amstetten eine Trasse, die auf einer Strecke von 5,6 km einen Höhenunterschied von 112 m mit ein Steigungsverhältnis von maximal 1:44,5.überwindet Das stellt für die damalige Zeit eine technische Meisterleistung dar.

Auch heute hat die Geislinger Steige nach über 150 Jahrn noch nichts von ihrer Faszination verloren. Wie einst werden die schweren Güterzüge ab Geislingen-West bis Amstetten hinauf geschoben. Nicht nur für Fotografen ergeben sich herrliche Ansichten. Wo sonst kann man fast alle Fahrzeuge - einschließlich des französischen TGV! - in langsamer Fahrt vor einer einmaligen Kulisse bestaunen und fotografieren.